Ideenschmiede von Kompass Frankfurt beleuchtet Möglichkeiten der Finanztechnologie
Frankfurt am Main (PM). Vor welchen Herausforderungen stehen Bank- oder Versicherungskunden, deren Sehoder Hörvermögen eingeschränkt ist? Wie kann das Banking der Zukunft für alle gleichermaßen zugänglich gestaltet werden? Wie kann man Finanztechnologie unter diesen Gesichtspunkten verbessern? Diesen und anderen Fragen zum Thema Fintech gingen rund 40 Interessierte bei der jüngsten Ideenschmiede „Barrierefreies Banking“ im Rahmen des Projekts „Innovation und Inklusion“ von Kompass Frankfurt nach. Die Teilnehmer fanden sich zum Ideenaustausch in den Räumen der Frankfurt School of Finance & Management im Ostend ein.
Nach der Begrüßung durch Kompass-Geschäftsführerin Ellen Bommersheim und Projektleiter Gunther Schlief, stand der erste Teil der Veranstaltung im Zeichen von Impulsvorträgen von Inklusionsexperten, die die Basis für innovative Ideen und neue Start-ups setzen sollen. Den Anfang machte Dr. Dirk W. Rudolph (Program Director & Senior Research Fellow of the Frankfurt School of Finance & Management). Er widmete sich einer ‚WOT-Analyse der Deutschen Bankenindustrie aus Sicht der Kunden und der Start-up-Unternehmen im Finanzdienstleistungssektor“. Der Begriff WOT stammt dabei vom Begriff der SWOT-Analyse ab, einem typischen Instrument des Strategischen Marketings. SWOT ist ein Akronym für Strength, Weaknesses, Opportunities und Threats – Stärken, Schwächen, Chancen und Gefahren – und dient in der Regel der Strategieentwicklung von Unternehmen. Rudolph wollte sich nach eigenen Angaben in seinem Vortrag auf die letzten drei beschränken – und lieferte daher nur eine WOT-Analyse. Rudolph bescheinigte den Banken Desinteresse und sagte, diese stünden Kunden generell oftmals mit einer Ablehnhaltung gegenüber. Er kritisierte außerdem die teils schlechte Beratung. Darüber hinaus hält er die Reglementierung sowie das Beschwerde-Management in Deutschland für mangelhaft. In seinen Augen bedürfe es keiner Inklusion – „wir sollten nur mit der Exklusion aufhören“. Er bat, auch an Menschen zu denken, die mit dem zunehmenden Alter
stärker eingeschränkt seien. Es gehe darum, Fintech-Produkte für Kunden verständlich zu gestalten und handhabbar zu machen und schlug vor, Menschen mit Einschränkungen bei der Entwicklung mit einzubeziehen. „Sie müssen ja keine IT-Abteilung, sondern die Kunden überzeugen“.
Doch Barrieren fangen bereits anderwo an – weit vor Menschen mit Behinderung, wie Claudia Fischer von capito Frankfurt in ihrem Impulsvortrag deutlich machte. Capito setzt sich für barrierefreie und leicht verständliche Informationsmaterialien ein, prüft Texte auf Verständlichkeit für Personen mit Lernbehinderung, eingeschränkter Lesekompetenz oder Menschen, die gerade erst Deutsch lernen. Auch Barrierechecks von Internetseiten und Gebäuden gehören zum Angebot von capito, wie Claudia Fischer von der Geschäftsstelle Frankfurt erläuterte. Sie untermauerte ihren Vortrag mit Ergebnissen einer Studie: 21 Millionen Menschen in Deutschland können nicht gut lesen und schreiben, erläuterte Fischer – eine bedrückende Zahl. Auch dürfe man nicht vergessen, dass es unterschiedliche Verständnisniveaus gebe (Quelle: Level-One-Studie). Um diese Menschen nicht auszugrenzen, bedürfe es klarer Kommunikation und verständlicher Sprache – komplexe Sätze solle man vermeiden. „Oft sind es ganz einfache Dinge“, weiß Fischer aus Erfahrung.
Den dritten Impuls setzte Katja Eichhorn von „MacBlind“ – „MacBlind“ entwickelt in Zusammenarbeit mit Apple Lösungen für Apple-Geräte für Blinde und Sehbehinderte. Es sei wichtig, Technik nicht ausschließlich auf die Optik auszulegen, erklärte Eichhorn, die selber seit 2006 blind ist. Schon am klassischen Geldautomaten mit Touch-Display werde es schwer für Sehbehinderte, zumal sie VoiceOver-Lösungen auch nicht als ideal betrachtet, da dabei andere empfindliche Daten mithören könnten. In Bezug auf die anderen Impulsvorträge gab sie zu bedenken, dass nicht jede Lösung jede Zielgruppe bedienen müsste – „Barriereanforderungen sind sehr individuell“. Den Impulsvorträgen schlossen sich eine angeregte Diskussion und Ideensammlung an, die im Anschluss bei einem kleinen Snack noch vertieft werden konnten.
Kompass Frankfurt begleitet und berät seit 15 Jahren Menschen auf dem Weg in die Selbstständigkeit und stellt Gründungswissen aus der Praxis zur Verfügung. Insgesamt hat Kompass seitdem rund 22.000 Gründer betreut und rund 5000 Unternehmen hervorgebracht. Kompass bedient unterschiedlichste Zielgruppen (Studenten und Absolventen, Gründer mit Handicap, junge Unternehmen, Organisationen und Vereine, internationale Kommunen und Regionen) und legt die Basis für nachhaltige und erfolgreiche Gründungen. „Inklusion und Innovation“ ist neben „Vitale Gründerstadt“ und „Internationale Projekte“ eines von drei Projekten von Kompass. Die Ideenschmieden wurden ins Leben gerufen, um innerhalb des Netzwerkes gegenseitige Anregungen für Produktinnovationen und neue Formen der Kooperationen in der Zusammenarbeit von Menschen mit Sinnesbehinderungen, Unternehmen und Startups zu geben und diese zu fördern. Das Projekt „Inklusion und Innovation“ wird gefördert aus Mitteln des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration und der Europäischen Union – Europäischer Sozialfonds. Außerdem kooperiert das Projekt mit der Deutschen Blindenstudienanstalt e.V. (blista) in Marburg.
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