Zur elften Krisensitzung „Wirtschaft & Corona“ unter der Leitung von Wirtschaftsdezernent Markus Frank war der Managing Director des German Convention Bureau e.v. (GCB), Matthias Schulze eingeladen, um eine Experteneinschätzung hinsichtlich des Frankfurter Kongressmarktes zu geben. Das GCB wurde 1973 gegründet und hat seinen Sitz in Frankfurt am Main. Der Blick auf die vergangene Kongressstatistik lässt hoffen, dass Frankfurt am Main gute Perspektiven für den Restart von Kongressen nach der Corona-Krise hat. Denn in der Vergangenheit umfassten die meisten Kongresse auch schon vor Corona-Zeiten max. 100 Teilnehmende. Nur ein kleiner Anteil von Kongressen in der Metropolstadt war auf über 1.000 Teilnehmende ausgelegt. Diese Erkenntnis ist wichtig, da nach den aktuellen Corona-Auflagen nur Veranstaltungen bis max. 100 Teilnehmende organisiert werden dürfen. Frankfurt am Main sollte daher wieder schnell in eine gute Position kommen. 85 % aller Teilnehmer übernachteten im vergangenen Jahr in Hotels, das heißt, auch für die Hotels zeichnet sich eine gute Entwicklung ab, wenn das Tagungs- und Kongressleben wieder an Fahrt gewinnt.
Die Lock-Down-Phase, in der keine Face-to-Face Events zulässig waren, ist nun überstanden. In dieser Zeit konnte glücklicherweise auf virtuelle Lösungen zurückgegriffen werden. In der aktuellen Phase der Erholung werden neben analogen Konferenzen aber auch weiterhin virtuelle Konferenzen stattfinden. Für die darauffolgende Re-Start-Phase hofft man, dass wieder analoge Konferenzen überwiegen. „Das ist wichtig: Kongresse bringen Know How und Innovation in die Stadt,“ sagt Matthias Schulze. „Das passt zu Frankfurt am Main und stärkt den Standort.“
Für die Wiederinbetriebnahme hat die GCB sechs Handlungsfelder identifiziert: Reisefreiheit für internationale Veranstaltungsteilnehmer, An- und Abreise vor Ort, Einlassmanagement, Veranstaltungsablauf, Hygienemaßnahmen und Auslassmanagement. In diesen Handlungsfeldern gilt es, beste Standards für sichere Kongresse und Veranstaltungen zu garantieren. International genieße Deutschland bereits einen hervorragenden Ruf, was die Sicherstellung von Hygienebedingungen, qualitätsvolle Prozesse und Gesundheitsstandards, aber auch Rechtssicherheit anbelangt.
Thomas Feda, Geschäftsführer der TCF GmbH ergänzt, dass in Frankfurt im vergangenen Jahr 80.000 Tagungen und Kongresse mit insgesamt 4,5 Millionen Teilnehmern stattgefunden haben. Insgesamt werden 2 Millionen Übernachtungen aus dem Kongress- und Tagungsgeschäft generiert, das heißt jede 5. Übernachtung in Frankfurt am Main entstamme dem Tagungs- und Kongressmarkt. Mit 800 Millionen Bruttoumsatz sei das Segment nicht nur ein Image- sondern auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Thomas Feda kündigt an, dass in Kürze das erste „coronagerechte“ Hotel besucht werden kann. Die DEHOGA ist davon überzeugt, dass gerade mit den erarbeiteten Sicherheitskonzepten der lokale Tourismus bald wieder angekurbelt wird. Eduard Singer, Vorstandsvorsitzender DEHOGA Hessen, verweist auf die Schwierigkeit, dass aufgrund der Besonderheiten eines Hotels oder einer Gaststätte immer der Einzelfall betrachtet werden muss und es daher kein gemeinsames Sicherheits- und Hygienekonzept für die Branche geben kann. Aber alle setzen sich dafür ein, dass der Kongressstandort Frankfurt am Main auch in Zeiten der Pandemie sicher ist.
Die Notwendigkeit, dass der Wirtschaftsmotor bald wieder rund laufen muss, verdeutlichen auch die Zahlen, die Stadtkämmerer Uwe Becker präsentiert: 220 Millionen Euro Gewerbesteuer werden in Frankfurt am Main aktuell coronabedingt reduziert, gestundet oder zurückgezahlt. Auch bei der Einkommenssteuer ist die Prognose zurückgegangen: wegen Kurzarbeit werden in diesem Jahr statt 480 Millionen nur 450 Millionen Einnahmen aus der Einkommenssteuer erwartet.
Auf dem Beschäftigungsmarkt zeichnet sich zum Glück ein leicht positiver Trend hin zu einer Stabilisierung ab; sowohl das Jobcenter als auch die Agentur für Arbeit berichten, dass sich die Zuwächse bei den Neuanträgen auf Kurzarbeit und Grundsicherung stabilisiert hätten. Seit März sind 7500 Anträge auf Grundsicherung eingegangen, in der Woche sind 400 Neuzugänge zu verzeichnen. Die aktuelle Statistik der Agentur für Arbeit liegt Anfang Juni vor.
Kammerpräsident Ulrich Caspar verweist mit Blick auf die Situation von Auszubildenden in der aktuellen Phase darauf, dass die IHK Hilfestellung gibt, wenn ein Ausbildungsverhältnis in einem Unternehmen nicht fortgeführt werden kann. Nach wie vor sei die fehlende Kinderbetreuung ein großes Hemmnis für die Beschäftigung. Wirtschaftsdezernent Markus Frank berichtet, dass die Stadt den Kitas aktuell Sportflächen anbietet und auch in den städtischen Gesellschaften ein Aufruf gestartet wurde, um zusätzliche Flächen für die Kinderbetreuung zu schaffen. Sie sind erforderlich, um das Abstandsgebot in den Kitas einhalten zu können. „Vielleicht kann dieser Apell auch an die Unternehmen gerichtet werden,“ schlägt Wirtschaftsdezernent Markus Frank vor: „Wer zusätzliche, geeignete Flächen hat, kann sie Kitas anbieten. Solidarität ist auch hier wichtig und führt vielleicht zu unerwarteten Hilfestellungen.“
Friedrich Avenarius, Geschäftsführer der Vereinigung der Hessischen Unternehmerverbände, weist darauf hin, dass in den Unternehmen die Hygienekonzepte sehr gut funktionieren. Auch Handwerkskammerpräsident Bernd Ehinger ist zufrieden, dass Bauhandwerk, Lebensmittelbereich und Gesundheitsunternehmen ihre Arbeit unter den gegebenen Bedingungen wieder gut aufnehmen können. Herr Avenarius verweist auf die Vorschläge der Vereinigung der Hessischen Unternehmerverbände für den Neustart aus der Corona-Krise. Auch Wirtschaftsdezernent Markus Frank glaubt, dass die Zeit für vorsichtigen Optimismus gekommen ist und will unterstützen. „Den Neustart aus der Krise wirtschaftspolitisch zu begleiten, ist für das Gelingen eines Re-Starts elementar. Hierbei gilt es insbesondere, finanzielle und bürokratische Lasten zu verhindern, aber auch konjunkturschaffende und imagefördernde Maßnahmen zu ergreifen und die Solidarität durch gezielte Aufrufe zu fördern.“ Besonders glücklich ist er daher, dass am vergangenen Freitag der Magistrat beschlossen hat, weitere 6,47 Millionen Euro aus dem Tourismusbeitrag als überplanmäßige Aufwendung für die Stärkung des Tourismusstandortes Frankfurt am Main zur Verfügung zu stellen.
Teilnehmer des Krisenstabs sind:
IHK Frankfurt, vertreten durch den Präsidenten Ulrich Caspar und Hauptgeschäftsführer Matthias Grässle
Handwerkskammer Frankfurt Rhein-Main, vertreten durch Präsident Bernd Ehinger und Hauptgeschäftsführer Dr. Christof Riess
Handelsverband Hessen-Süd. E.V., vertreten durch Dr. Joachim Stoll und Silvio Zeizinger,
DEHOGA Hessen e.V., vertreten durch Herrn Eduard Singer und Frau Kerstin Junghans
Agentur für Arbeit, vertreten durch Geschäftsführerin Stephanie Krömer
Jobcenter Frankfurt, vertreten durch die Geschäftsführerin Claudia Czernohorsky-Grünberg
Vereinigung der Hessischen Unternehmerverbände, vertreten durch Geschäftsführer Friedrich Avenarius
DGB Frankfurt Rhein-Main vertreten durch Regionsgeschäftsführer Philipp Jacks und Peter-Martin Cox
Frankfurt Rhein-Main GmbH, vertreten durch den Geschäftsführer Eric Menges
Hessen Trade & Invest GmbH, vertreten durch Herrn Dr. Rainer Waldschmidt
Stadt Frankfurt am Main, vertreten durch Oberbürgermeister Peter Feldmann, Bürgermeister und Stadtkämmerer Uwe Becker, Sozialdezernentin Prof. Daniela Birkenfeld, Liegenschaftsdezernenten Jan Schneider, Wirtschaftsdezernenten Markus Frank
Wirtschaftsförderung Frankfurt GmbH, vertreten durch Geschäftsführer Oliver Schwebel
Tourismus + Congress GmbH Frankfurt am Main, vertreten durch Geschäftsführer Thomas Feda
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