(pia, 19.01.2010) – Nun wird gebaut: 185 Meter hoch, mit Fassaden aus Glas und Metall und freiem Blick auf das Bankenviertel in der City. So wird sich der künftige EZB-Sitz voraussichtlich ab 2014 präsentieren. Den Beschluss, nun tatsächlich mit dem Bau zu beginnen, hat Zentralbank-Präsident Jean-Claude Trichet vor wenigen Wochen, im Dezember 2009, bekannt gegeben. Das von dem Wiener Architektenbüro Coop Himmelb(l)aus entworfene Gebäude soll das Selbstverständnis der Institution widerspiegeln: Das „Heim für den Euro“ versinnbildlicht in den Augen der europäischen Geldmanager Solidität, Stabilität und Transparenz; Werte, die die gesamte Finanzmetropole Frankfurt für sich reklamiert.
Gelungene Einbindung der denkmalgeschützten Großmarkthalle
Der spektakuläre Neubau wird aus einem dreiteiligen Ensemble bestehen: Neben den Doppeltürmen umfasst es einen stählernen Verbindungsriegel und die ehemaligen Frankfurter Großmarkthalle. In dem Riegel wird die Lobby der Bank samt dem Haupteingang Platz finden, außerdem ein Pressezentrum und Konferenzräume. Gleichzeitig verbindet dieser Trakt das Doppel-Hochhaus mit der ehemaligen Großmarkthalle. Um deren Einbindung in die Neukonstruktion gab es heftige Diskussionen. Jetzt bleibt das Erscheinungsbild der für ihre Stahlbetonkonstruktion berühmten, von den Bürgern liebevoll „Gemieskirch“ genannten Halle im Wesentlichen erhalten. Dem Klimaschutz trägt der Bauherr Rechnung: Das Büro-Hochhaus bekommt eine energieeffiziente Glassfassade, die Abwärme der Computer wird zum Heizen genutzt, auch Anlagen für eine mögliche Nutzung von Geothermie sind vorgesehen.
Ein „Jahrhundert-Zeichen“ entsteht im Osten Frankfurts
Die EZB nennt ihren rund 500 Millionen Euro teuren Neubau ein „identitätsstiftendes Bauwerk“. Das bezieht sich zum einen auf ihre rund 1.400 Mitarbeiter aus fast dreißig Ländern, die zurzeit auf drei Standorte im Bankenviertel verteilt sind. Mit dem voraussichtlich in vier Jahren stattfindenden Umzug in das ein paar Kilometer entfernte Domizil am Main werden die Beschäftigten erstmals an einem Ort zusammenarbeiten. Zum anderen prägt die seit ihrer Gründung 1998 in Frankfurt ansässige Zentralbank das Image der Stadt Frankfurt als Zentrum europäischer Finanzpolitik. Oberbürgermeisterin Petra Roth würdigte daher den getroffenen Beschluss zum Baubeginn als „Entscheidung von strategischer Bedeutung“ und „Jahrhundert-Zeichen“.
Vom Industrie- zum Dienstleistungsstandort
Der Einzug der Banker ins Frankfurter „Ostend“ ist aber auch das markanteste Zeichen für den Strukturwandel des gesamten Stadtteils – vom einst industriell geprägten Stadtteil zum Dienstleistungsstandort. Menschen vieler Nationen und ein dichtes Nebeneinander von Handwerk und kleinen Läden prägen das Leben in dem gewachsenen Viertel. Der Nachbar EZB wird dazu beitragen, dass „sich das Ostend zum gleichgewichtigen Pol eigener Art gegenüber dem Westen entwickelt“, ist Martin Neitzke überzeugt. Der städtische Planer leitet die Projektgruppe Stadtplanung in der Koordinierungsstelle EZB. Dort laufen die Fäden sämtlicher Maßnahmen zusammen, die im Umfeld der EZB und im Zusammenhang mit diesem Vorhaben realisiert werden. Durchschnittlich an die 30 Fachleute steuern die zukunftsorientierten Projekte.
Eine neue Brücke über den Main
Allein in Infrastrukturmaßnahmen investiert die Stadt einen dreistelligen Millionenbetrag. Herzstück der Erschließung ist die Neue Mainbrücke Ost. Das Bauwerk mit einer Spannweite von mehr als 170 Metern wird den Frankfurter Osten mit dem gegenüberliegenden Stadtteil Sachsenhausen verbinden. Geplant ist eine filigran gestaltete Bogenkonstruktion aus vielen dünnen Hängeseilen, die zur Silhouette der Skyline passt. Die Arbeiten sollen noch in diesem Jahr beginnen und 2012 abgeschlossen sein. Auf dem Hochkai der Ruhrorter Werft entsteht mit dem „Hafenpark“ ein neuer Grün- und Erholungsraum, über dessen Uferpromenade Fußgänger und Radfahrer künftig direkt in die „City“ gelangen. Damit wird auch die letzte Lücke in dem die innere Stadt umgreifenden, kilometerlangen „Grüngürtel“ geschlossen.
Im Stadtteil „prickelt es“
In den vergangenen Jahren sind im Ostend auch zahlreiche Wohnungen gebaut worden, Volkshochschule und Bankakademie haben sich hier installiert, und mit dem Zoo hat der Stadtteil schon längst einen über Frankfurts Grenzen hinaus bekannten Besuchermagneten. „Die Mischung aus Grün- und Freiflächen, Wohnen und Arbeiten machen den Reiz aus. Hier prickelt es“, beschreibt Neitzke den Unterschied zum „etablierteren“ Westend. Die Aufbruchstimmung zieht ein bunt gemischtes Publikum an. Kreative schätzen die Gunst der Lage ebenso wie Handel und Logistiker, Werbeagenturen nutzen einstige Lagerräume oder bauen aufwändig neu, Szeneclubs haben hier ihre „locations“ aufgeschlagen. Und die City ist auch hier im Osten ganz nah: Die Fahrt in die Innenstadt dauert nur ein paar Minuten. Im Unterschied zu London, Paris und Berlin sind die Distanzen in der Mainmetropole fast immer zeitsparend kurz. Ein Standortvorteil, den auch Eurobanker schätzen.
Margarete Lausberg
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