(pia, 18.08.2010) – Wirtschaftsdezernent Markus Frank lud am gestrigen Dienstag hochrangige Vertreter der Chemie- und Pharmaunternehmen, der Industrieverbände und Fachgesellschaften zu einem Branchendinner in den Römer ein.
Jürgen Vormann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Infraserv Höchst, begrüßte in seiner Funktion als Vorsitzender des Industrieausschusses der IHK in seiner Erwiderung die Idee dieses Branchendialogs im Finanzmarktzentrum Frankfurt am Main. „Gerade in der jüngsten finanzmarktinduzierten Wirtschaftskrise hat sich gezeigt, dass die Chemie- und Pharmabranche gesamtwirtschaftlich ein stabilisierendes Element war“.

Stadtrat Markus Frank betonte die Bedeutung dieser Branche für die Stadt Frankfurt am Main: “Die Chemie- und Pharmabranche bestimmt ganz wesentlich die industrielle Identität von Frankfurt und trägt zur Innovationsstärke und internationalen Bedeutung unserer Stadt bei.“

Die Vorteile des Wirtschaftsstandortes Frankfurt für die Branche und die positiven Einflüsse der Branche auf den Standort , fasste Vormann prägnant zusammen: „Wir sind auf ein starkes Wissens- und Innovationsnetzwerk angewiesen, benötigen gut ausgebildete Arbeitnehmer und eine exzellente Verkehrsinfrastruktur. Das finden und schätzen wir hier am Standort. Dafür liefern wir sichere Arbeitsplätze, eine hohe Wertschöpfung und ein hohes Steueraufkommen.“

Von den rund 47.000 sozialversicherungspflichtig Industrie-Beschäftigten in Frankfurt arbeiten laut IHK etwa 8.900 – also fast ein Fünftel – in der Chemie- und Pharmaindustrie. Hinzu kommen die zahlreichen Arbeitsplätze, die der statistischen Abgrenzung folgend, anderen produzierenden Branchen und dem Dienstleistungssektor zuzuordnen sind. Ende 2009 gab es in Frankfurt 184 Unternehmen der Chemie- und Pharmabranche, darunter 85 Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes.

Stadtrat Markus Frank ist sich der besonderen Anforderungen, die die Chemie- und Pharmaindustrie an den Standort stellt, bewusst. „Mit einem hohen Investitionsvolumen trägt die Stadt Frankfurt am Main kontinuierlich zu einer Verbesserung der Rahmenbedingungen des Standorts bei. Gute Werte bei internationalen Rankings bestätigen die hohe Qualität unseres Standortes. Aus gutem Grund siedeln sich daher Weltmarktführer und hoch innovative Unternehmen in Frankfurt am Main an.“

Trotz der Deindustrialisierung, die in Frankfurt und in der Rhein-Main-Region – wie in anderen hoch industrialisierten Regionen der Welt auch – seit den 1960er Jahren im Gange ist und in einigen Fällen schmerzliche Einschnitte und Veränderungen bedeutet, gehöre Frankfurt dennoch zu den Spitzenstandorten der deutschen Chemie- und Pharmabranche, so Frank.

Der Industriepark Höchst mit seinen 90 Unternehmen und 22.000 Beschäftigten rund um die Chemie und Pharmabranche und einem modernen Betreiberkonzept sei zum leuchtenden Vorbild für viele andere Standorte geworden, die gerne von Infraserv lernen. Die Investitionen der Gesellschaften im Industriepark Höchst erreichten im vergangenen Jahr die Rekordhöhe von 634 Millionen Euro. Insgesamt belaufgen sich die Investitionen seit dem Jahr 2000 auf insgesamt 4,3 Milliarden Euro.

Stadtrat Frank zeigt sich erleichtert darüber, dass sich die wirtschaftlich schwierigen Zeiten trotz der Stellenkürzungen und Teilverlagerungen, die von einigen Unternehmen vorgenommen wurden, nicht mit der befürchteten Schärfe am Standort Frankfurt ausgewirkt haben. „Auch wenn sich die Aussichten in der Chemieindustrie mittlerweile aufgehellt haben, sind wir uns bewusst, dass sich die Branche nach wie vor in einem global angelegten fortdauernden Strukturwandel befindet“, sagt Stadtrat Markus Frank.
Angesichts einer sukzessiven Verlagerung von Produktion an kostengünstigere Standorte in der Nähe der wachstumsstarken Absatzmärkte und des zu beobachtenden Aufbaus von Forschung und Entwicklung in diesen Schwellenländern sei die Wirtschaftspolitik in Deutschland aufgerufen, die innovationspolitischen Rahmenbedingungen weiter zu verbessern. Themen wie steuerliche Forschungsförderung, Chemikaliengesetzgebung und Emissionshandel müssten auf der politischen Ebene des Bundes und der Europäischen Union beordnet werden.

Auch wenn die Bestimmungsfaktoren des globalen Wettbewerbs und der relevanten Rahmengesetzgebung außerhalb der Gestaltungsmöglichkeiten kommunaler Wirtschaftspolitik lägen, so appellierte Vormann dennoch an die anwesenden Vertreter der Stadt Frankfurt, daran mitzuwirken, die gesetzlichen Rahmenbedingungen so zu setzen, dass die Unternehmen sich für Nachhaltigkeit und Innovationen engagieren können, ohne im europäischen Wettbewerb den Anschluss zu verlieren. „Kommunen können und sollten sich durch ein aktiv gelebtes Subsidiaritätsprinzip über die verschiedenen Ebenen der politischen Willensbildung dafür einsetzen, die aus Wettbewerbssicht berechtigten Anliegen unserer Branche zu unterstützen“.

Wirtschaftsdezernent Markus Frank bekräftigte, den Unternehmen ein Umfeld bieten zu wollen, in dem sich Innovationen und Investitionen lohnen, und bekannte sich zum industriepolitischen Leitbild der Stadt Frankfurt. Bereits Mitte der 1990er Jahre erarbeitete die Stadt gemeinsam mit Vertretern der Wirtschaft ein industriepolitisches Leitbild mit sechs Handlungsfeldern, die vom Flächenmanagement und Planungsmaßnahmen, über industrieorientierte Infrastrukturmaßnahmen und einem verbesserten Behördenservice bis hin zur regionalen Kooperation und Public Relations-Maßnahmen für den Industriestandort Frankfurt reichen. Auf allen Handlungsfeldern
habe die Stadt Frankfurt in den letzten Jahren Fortschritte erzielt und mit gezielten Maßnahmen auch dem strukturellen Wandel in der Chemie- und Pharmabranche Rechnung getragen. Als Beispiel nannte Stadtrat Frank das Frankfurter Innovationszentrum Biotechnologie (FIZ), das maßgeschneiderte Labor- und Büroflächen für junge und mittlere forschende Unternehmen aus der Pharmabranche anbietet. Mit
dem Cluster Integrierte Bioindustrie (CIB), das die Stadt Frankfurt 2008 gemeinsam mit der BiotechAlliance, der Hessen Agentur und der IHK ins Leben gerufen hat und inhaltlich wie finanziell unterstützt, werden Innovationen in der weißen Biotechnologie über das Bundesprogramm Bioindustrie2021 mit 5 Millionen Euro gefördert. Dabei geht es um die Anwendung biotechnologischer Verfahren in der Industrie. „Auch die Bewerbung der Stadt Frankfurt am Main für den European Green Capital Award 2014 bietet für die Chemie- und Pharmabranche hervorragende Möglichkeiten, sich mit Ideen und Zukunftsvorstellungen zu beteiligen, so dass der Branchendialog mit
vielen weiteren Inhalten fortgesetzt werden kann,“ so der Wirtschaftsdezernent abschließend.


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