(FIZ, 29.10.2010) – Kooperationen für ganzheitliche Gesundheitskonzepte und die personalisierte Medizin sind die maßgeblichen Entwicklungen, um die Innovationsfähigkeit der Gesundheitswirtschaft zu erhalten. Darüber waren sich die hochrangigen Vertreter aus Industrie und Mittelstand auf dem gestern veranstalteten 2. FIZ Life Sciences Forum in Frankfurt am Main einig. Über 70 Teilnehmer diskutierten übergreifende Kooperationen und Geschäftsmodelle, um Innovationslücken zu schließen und die Chancen neuer Strategien zu nutzen.

Der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier eröffnete die Konferenz: „Wir sehen uns mit der Situation konfrontiert, dass der Wandel und die Innovation von vielen als Risiko und nicht als Chance angesehen werden. Damit Innovationen in der Gesundheitswirtschaft weiterhin ein Schlüssel für Wachstum und Arbeitsplätze sind, sichert das Land Hessen der Branche die politische Unterstützung zu. Ich möchte die Gesundheitswirtschaft als Partner haben, um Innovationen auf den Weg zu bringen.“

#fa#„Die Industrie allein wird es nicht schaffen.“ #fe#

Im internationalen Vergleich ist die Gesundheitswirtschaft in Deutschland – insbesondere in Hessen mit rund 345.000 Beschäftigten und Selbstständigen sowie 45 Mrd. Euro Umsatz – sehr gut aufgestellt. Keine Branche investiert pro Mitarbeiter mehr in Forschung und Entwicklung als die Life Sciences-Branche. „Damit das so bleibt, müssen die Rahmenbedingungen planbar sein und inter-disziplinäre Kooperationen verstärkt eingegangen werden“, sagt Andreas Wiegand, Vorstandsmitglied des vfa – Verband der forschenden Pharma-Unternehmen.

Merck Serono hat die Bandbreite für Kollaborationsmodelle in den vergangenen Jahren stark erweitert. „Selbst die Großen sind nicht mehr in der Lage, ihre Innovationsansätze allein zu meistern“, unterstreicht Dr. Bernhard Kirschbaum, Forschungsleiter bei Merck Serono. Als Beispiel führt er aus, dass Biotech-Unternehmen entscheidend zur Medikamentenentwicklung beitragen, aber die Industrie nach wie vor ein wesentlicher Partner sei, um die Arzneimittel letztendlich auf den Markt zu bringen.

#fa#Personalisiertes Gesundheitsmanagement #fe#

Nicht nur die staatlichen Gesundheitssysteme stellen neue Anforderungen an die Life Sciences-Branche, auch die Patienten und Gesundheitskonsumenten. Hintergrund sind neue Lebensstile und ein neues Gesundheitsverständnis. Manuela Müller-Gerndt, Leiterin Healthcare bei IBM Deutschland, betont die Bedeutung neuer Denk- und Geschäftsmodelle in der Gesundheitsversorgung: „Wenn wir das Management von Gesundheitsleistungen zu geringeren Kosten produzieren wollen, müssen wir neue Denkmodelle finden, die bestehende Lösungen nicht ergänzen, sondern ersetzen.“

Jahrzehntelang haben sich Pharmaunternehmen auf die Entwicklung neuer Präparate konzentriert und weniger auf sämtliche Prozesse zur Verbesserung des Patientennutzens. „Die auf hoch spezialisierte Einzeltechnologien aufbauenden Geschäftsmodelle zeigen eine unzureichende Innovationskraft. Prävention, personalisierte Therapien sowie aktive und informierte Patienten, die verstärkt gesundheitsbezogene Daten nachfragen, gewinnen an Bedeutung“, erläutert Dr. Christian Garbe, Geschäftsführer des FIZ Frankfurter Innovationszentrum Biotechnologie.

Als wesentliches Element für personalisierte Ansätze identifizierte das Start-up-Unternehmen bio.logis, Träger des Gründerpreises der Stadt Frankfurt am Main, den erhöhten Bedarf der Informationsaufbereitung genetischer Daten für Privatkunden, Patienten und Ärzte. „Die drastisch sinkenden Kosten für Genanalysen werden den Gesundheitsmarkt verändern. Alle die daran interessiert sind, werden künftig medizinische Hinweise auf Basis einer Gendiagnostik erhalten können“, sagt Prof. Dr. Daniela Steinberger, Fachärztin für Humangenetik, Gründerin und medizinische Leiterin von bio.logis.

Der Bedarf nach neuen Therapieansätzen prägt den im Wandel stehenden Pharmamarkt und stellt auch neue Anforderungen an den Arbeitsmarkt. Martin Scholich, Vorstandsmitglied der PricewaterhouseCoopers AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft (PwC) prognostiziert, „dass bis 2030 rund eine Million Fachkräfte in der Gesundheitswirtschaft fehlen werden. Die Branche muss an Konzepten arbeiten, um den Mangel zu verringern.“

#fa#Employer Branding: Erster Praxisleitfaden für die Life Sciences-Branche#fe#

Erstmals ist ein Praxisleitfaden für Employer Branding vorgestellt worden. Der Leitfaden wurde vom FIZ gemeinsam mit der Deutschen Employer Branding Akademie (DEBA) entwickelt, um dem Fach- und Führungskräftemangel und dem teilweise negativen Image der Life Sciences-Branche zu begegnen.
Eine Untersuchung der DEBA von 250 Personalanzeigen zeigt, dass die Botschaften und Inhalte der Arbeitgeberauftritte weitgehend austauschbar sind. Wolf Reiner Kriegler, Geschäftsführer der DEBA, und Gesche Hugger von Orthomol, zeigten, wie sich Arbeitgeber mit ihrer Marke erfolgreich positionieren können, um motivierte und innovationsbereite Mitarbeiter zu gewinnen. „Wichtig ist die Markenpositionierung nicht nur aus Sicht des Wettbewerbs, sondern auch von innen heraus, aus der Perspektive des eigenen Unternehmens, beziehungsweise der Mitarbeiter“, so Gesche Hugger, Leiterin Personal und Unternehmenskultur von Orthomol.


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